Coronavirus. Quelle: PixabayLiebe Gemeindeglieder,

manche von uns hatten sich für die Fastenzeit oder für „Sieben Wochen ohne“ vorgenommen, auf etwas zu verzichten – und dafür etwas anderes neu anzufangen oder intensiver zu tun. Nun zwingt die Corona-Epidemie unsere ganze Gesellschaft zu einer unfreiwilligen und ungeahnten Fasten-Erfahrung: Möglichst wenig Außenkontake, keine Reisen, keine gemeinsamen Freizeit-Aktivitäten! Und das bis nach Ostern – und vielleicht noch länger. Nach einer Phase der Irritation werden wir uns wohl darin einrichten. Aber wenn dann genug ausgeschlafen und das Haus geputzt und der Garten versorgt und gelesen ist und wenn Netflix & Co. dann doch zu inhaltsleer sind, was dann? Und wenn die Kinder und Jugendlichen die Zeit zu Hause nicht mehr als cool erleben?

 Ich denke, mit Einschränkungen zu leben fällt uns leichter, wenn wir wissen wozu wir das tun. Wir tun es zunächst für die älteren und gesundheitlich angeschlagenen Mitmenschen. Ohne Verlangsamung der Virus-Ausbreitung müssen in wenigen Wochen Ärzte in den Krankenhäusern schwere Entscheidungen treffen, wem geholfen werden kann und wem nicht, weil bei einer schnellen Verbreitung gleichzeitig zu viele Menschen mit intensivem Behandlungsbedarf ankommen würden. In Italien sind derzeit solche Verhältnisse – und wir hoffen, das in unserem Land nicht auch erleben zu müssen.

Die derzeitigen Einschränkungen sind schmerzhaft. Sie bedrohen in manchen Branchen die Existenz und erzeugen vielfältige Verunsicherungen. Die Einsamkeit mancher vor allem älterer Mitmenschen nimmt zu. Aber können wir das alles nicht auch als ein wichtiges Lernfeld betrachten? Wir könnten in dieser Zeit einüben auf Bedrohungen nicht mit Hamster-Egoismus zu begegnen. Wir könnten kreativ nach anderen Möglichkeiten suchen, damit sich niemand verlassen fühlt. Wäre es nicht etwas, wenn jeder von uns mit drei (oder mehr) Verwandten oder Nachbarn regelmäßig Kontakt hält durch Anrufe, Briefe, Skype-Telefonate … ?

Eigentlich geht es ja darum auch in der Fastenzeit: Menschlichkeit und Mitgefühl einzuüben trotz eigener Grenzen und knapper äußerer Versorgung. Im Wochenspruch für die kommende Woche heißt es: „Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und erstirbt, bleibt es allein; wenn es aber erstirbt, bringt es viel Frucht“ (Johannes 12,24). Jesus verwendet hier im Blick auf sein eigenes Geschick aber auch im Blick auf jedes Menschenleben ein eindrückliches Bild: Ein aufbewahrtes Samenkorn (wofür aufbewahrt?) bleibt in sich abgeschlossen. In die Erde gelegt weicht es auf und scheint zu vergehen. Aber aus dem vergehenden Korn wächst eine neue Pflanze, die so lebendig und fruchtbar wird, wie man es dem Korn allein nicht ansehen konnte. Jesus wusste, dass seine Hingabe nicht nur Zerstörung bedeutet, sondern etwas Neues in die Welt bringt: Versöhnung statt Konfrontation, Hoffnung statt Verzweiflung, menschliches Maß statt Selbst-Vergöttlichung, Nähe zu Gott statt Grund-Misstrauen. Ist es nicht so, dass jedes Menschenleben weiter, freier und erfüllter wird, wenn es nicht nur um sich selbst kreist?

Wir sind nicht Jesus. Von uns ist keine völlige Hingabe gefordert. Aber wo wir das Gehäuse unserer Ängste und Sorgen verlassen, wo wir uns einsetzen – da können andere Möglichkeiten in den Blick kommen, mit dieser Krise umzugehen. Ich wünsche uns viele kreative Ideen! Und bin zuversichtlich, dass es genügend Kräfte unter uns gibt, dass allen geholfen werden kann, die Hilfe brauchen.

Ihr Pfarrer Michael Jung

 

Derzeitige Maßnahmen und Regelungen

Pfarramt und Sekretariat für Publikumsverkehr geschlossen

Nach den Verordnungen von Bund und Land und Vorgabe des Oberkirchenrats soll es im Pfarramts-Sekretariat keine persönlichen Begegnungen geben, damit die Gefahr eines Umschlagplatzes für Viren nicht gegeben ist. Wir bleiben aber per Telefon und Email erreichbar.

Hausbesuche

Besuche durch Pfarrer Jung und Ehrenamtliche sollen derzeit vermieden werden. Es geht dabei nicht darum, uns zu schützen, sondern nicht durch vielfältige Kontakte Mitverteiler von Krankheitserregern zu werden. Pfr. Jung ist aber telefonisch oder nach Absprache auch per Skype erreichbar. Gespräche können eventuell im Freien (Spaziergang mit etwas „Sicherheitsabstand“) stattfinden.

Gottesdienste

Bis auf weiteres können keine Gottesdienste stattfinden. Ob wir Ostern irgendwie gemeinsam feiern können? Wir geben es rechtzeitig über unsere Homepage und andere Kanäle bekannt. Beerdigungsfeiern müssen derzeit im Freien und im möglichst engen Familienkreis stattfinden.

Gemeinderäume in der Christuskirche

Die Räume sind derzeit für Gruppen und Kreise geschlossen. Diese sollen auch nicht an anderen Orten stattfinden.

Hilfe beim Einkauf oder bei anderen Handreichungen nötig? Wenn Sie in dieser Zeit irgendwelche praktische Unterstützung benötigen, z.B. beim Einkauf – bitte melden Sie sich im Pfarramt. Wir werden Hilfe organisieren.

Homepage

Unsere Homepage www.ostrach-wald-evangelisch.de enthält stets aktuelle Infos. Wir arbeiten auch daran, weitere Angebote wie Besinnungen und vielleicht auch Video-Gottesdienste zur Verfügung zu stellen. Sie finden dort jetzt schon Links zu geistlichen Angeboten und zum vielfältig bestückten Youtube-Kanal der Landeskirche.